Sie stehen jeweils ganz allein in einem sonst dichten Wald mit Unterholz und toten Bäumen. In ihrem Umkreis von zwanzig Metern steht kein anderer Baum. Sie sind die Chefs, circa 300 Jahre alt, verkrüppelt, von Weidetieren in längst vergangener Zeit angefressen und zahllosen Wintern und Witterungseinflüssen ausgesetzt. Ein Hutewald im oberhessischen Naturpark Kellerwald-Edersee beherbergt diese eindrucksvollen Baumgreise.
In diesem alten Weidewald – ein sogenannter Hutewald – wurden in früheren Zeiten, bis noch ins zwanzigste Jahrhundert – Nutztiere getrieben, um dort zu weiden. Vorwiegend Buchen und Eichen waren für Schafe, Ziegen, Schweine und auch Kühe ein nahrhaftes Futter und für die Bauern eine sparsame Art, die Tiere über die Jahre zu halten. Es gibt nur noch wenige dieser alten Weidewälder, die unter Naturschutz stehen.
Heute werden zum Teil wieder Schafe und Ziegen in diesen Wäldern zum Weiden gebracht und zur Nachzucht zwischen den Baumleichen neue Bäume nachgepflanzt. Die jungen Bäume werden mit Schutzgattern aus Holz versehen, damit sie ihre Jugend überleben.
Im Zeichen des Klimawandels erhalten die Hutewälder eine besondere Bedeutung: In verschieden europäischen Klimaschutzprojekten wird die Bedeutung der Hutewälder als besonders effizienter CO2 Speicher hervorgehoben. […]
Das Projekt
Im Jahr 2019 besuchte ich insgesamt dreimal den Hutewald, der mich in besonderer Weise als Fotograf faszinierte. Ich setzte digitales Equipment und analoge Kameras ein, um den Eindrücken gerecht zu werden.
Die Arbeit mit der Großformat-Kamera wird der Stimmung und dem meditativen Auseinandersetzen mit dieser alten Natur besonders gerecht. Eine einzelne Aufnahme zu belichten, dauert manches Mal bis zu einer halben Stunde und zwingt zum Innehalten und Nachdenken.
© 2019 Christian Hager
Dieses Essay ist ein Auszug aus dem Personal Photomagazine „Keyshots No 1“, erhältlich bei blurb.de und Amazon
English text below the gallery
They are all alone in an otherwise dense forest with undergrowth and dead trees. There is no other tree within a radius of twenty meters.
They are the chiefs, around 300 years old, crippled, eaten by pastures long ago and exposed to countless winters and weather conditions. A “Hutewald” in the Upper Hessian Kellerwald-Edersee Nature Park is home to this impressive group of trees.
In this old pasture forest – a so-called “Hutewald”- in earlier times, until the twentieth century, farm animals were kept to graze there. Mainly beech and oak were a nutritious feed for sheep, goats, pigs and also cows and for the farmers an economical way to keep the animals over the years. There are only a few of these old pasture forests that are protected.
Today sheep and goats are grazed in part in these forests and new trees are replanted between the tree corpses for breeding. The young trees are provided with wooden guards so that they can survive their youth. In the sign of climate change, the “Hutewald” have a special meaning: In various European climate protection projects, the importance of these forests as particularly efficient CO2 storage is emphasized. […]
The Project
In 2019 I visited the forest three times, which fascinated me as a photographer in a special way. I used digital equipment and analog cameras to do justice to the impressions.
Working with the large format camera is particularly suited to the mood and meditative examination of this old nature. Sometimes it takes up to half an hour to expose a single shot, forcing you to pause and think.
© 2019 Christian Hager
This essay is an excerpt from the Personal Photomagazine „Keyshots No 1“, available at blurb.de and Amazon
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